In einem laufenden Urheberrechtsstreit sieht sich das KI-Unternehmen Anthropic mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert: Der hauseigene Chatbot Claude hat eine falsche Quellenangabe generiert, die anschließend in einer eidesstattlichen Erklärung verwendet wurde. Dieser Vorfall wirft Fragen nach der Zuverlässigkeit von KI-Systemen in juristischen Kontexten auf und unterstreicht die Notwendigkeit sorgfältiger Prüfung, selbst bei vermeintlich einfachen Aufgaben wie der Zitierung von Quellen.
Die fragliche Zitation bezog sich auf einen Artikel in der Fachzeitschrift "The American Statistician" mit dem Titel "Binomial Confidence Intervals for Rare Events: Importance of Defining Margin of Error Relative to Magnitude of Proportion". Anthropics Anwälte hatten Claude beauftragt, eine rechtlich korrekte Zitation für diesen Artikel zu erstellen. Obwohl der Chatbot den Titel der Publikation, das Jahr und den Link korrekt wiedergab, erfand er die Autorennamen und einen abweichenden Titel. Laut Gerichtsdokumenten schlichen sich während des Formatierungsprozesses durch Claude weitere Formulierungsfehler in die Fußnote ein. Anthropic hat bisher keine vollständige Liste dieser fehlerhaften Zitationen veröffentlicht.
Nachdem die Anwälte der Musikverlage, darunter die Universal Music Group, die Fehler aufgedeckt hatten, forderte Richterin Susan van Keulen eine Stellungnahme von Anthropic. Das Unternehmen bezeichnete den Vorfall als "unbeabsichtigten Zitierfehler und nicht als Fälschung einer Quelle" und betonte, dass der zugrundeliegende Artikel existiert und die Aussage der Zeugin, einer Mitarbeiterin von Anthropic namens Olivia Chen, stützt. Anthropic bestreitet jegliche Absicht zur Täuschung.
Trotzdem musste sich der Anwalt des Unternehmens formell für die von Claude verursachten Fehler entschuldigen. Dieser Vorfall unterstreicht die Bedeutung menschlicher Kontrolle bei der Verwendung von KI-generierten Inhalten, insbesondere in sensiblen Bereichen wie Gerichtsverfahren.
Der Einsatz von KI im Rechtswesen bietet zahlreiche Möglichkeiten, von der Automatisierung von Routineaufgaben bis zur Unterstützung bei der Recherche. Gleichzeitig verdeutlicht der Vorfall mit Anthropics Claude die potenziellen Risiken und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Qualitätskontrolle. KI-Systeme können zwar Informationen schnell verarbeiten und komplexe Aufgaben bewältigen, sind aber dennoch anfällig für Fehler und Halluzinationen. Die menschliche Überprüfung und das kritische Hinterfragen von KI-generierten Inhalten bleiben daher unerlässlich.
Die weitere Entwicklung und Integration von KI im juristischen Bereich erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Nutzung der Vorteile dieser Technologie und der Minimierung der damit verbundenen Risiken. Transparenz, Nachvollziehbarkeit und die Etablierung klarer Verantwortlichkeiten sind entscheidend, um das Vertrauen in den Einsatz von KI im Rechtswesen zu stärken und Fehlentscheidungen aufgrund von KI-generierten Fehlern zu vermeiden.
Bibliographie: - https://techcrunch.com/2025/05/15/anthropics-lawyer-was-forced-to-apologize-after-claude-hallucinated-a-legal-citation/ - https://the-decoder.com/anthropic-is-forced-to-apologize-after-claude-undercuts-its-legal-team/ - https://www.theverge.com/news/668315/anthropic-claude-legal-filing-citation-error - https://yro.slashdot.org/story/25/05/15/2031207/anthropics-lawyer-forced-to-apologize-after-claude-hallucinated-legal-citation - https://www.theregister.com/2025/05/15/anthopics_law_firm_blames_claude_hallucinations/ - https://the-decoder.com/anthropic-adds-web-search-to-claude-api-for-real-time-data-and-research/ - https://opentools.ai/news/ai-blunder-anthropics-claude-hallucinates-legal-citation-causing-a-stir - https://www.businessinsider.com/claude-anthropic-legal-citation-lawyer-hallucination-copyright-case-lawsuit-2025-5 - https://x.com/theaitechsuite?lang=de - https://www.linkedin.com/news/story/courts-grapple-with-ai-errors-6863601/