In Saudi-Arabien wird derzeit ein neuartiges Konzept der medizinischen Versorgung erprobt: eine Klinik, in der eine Künstliche Intelligenz die Rolle des Diagnostikers übernimmt. Das chinesische Startup Synyi AI hat in Kooperation mit der Almoosa Health Group eine Pilotklinik in der Region Al-Ahsa eröffnet, in der die KI "Dr. Hua" Patienten untersucht. Die erarbeiteten Behandlungspläne werden anschließend von menschlichen Ärzten überprüft und freigegeben.
Der Ablauf der Untersuchung gestaltet sich folgendermaßen: Patienten schildern ihre Symptome über ein Tablet an "Dr. Hua". Die KI stellt daraufhin weitere Fragen und analysiert, unterstützt von menschlichen Assistenten, medizinische Daten wie EKGs oder Röntgenbilder. Basierend auf diesen Informationen erstellt "Dr. Hua" einen Behandlungsplan. Bevor dieser jedoch umgesetzt wird, ist die Überprüfung und Freigabe durch einen menschlichen Arzt obligatorisch. Der Arzt hat dabei keinen direkten Kontakt zum Patienten.
Das Pilotprojekt dient dazu, die KI als primäre Anlaufstelle in der medizinischen Versorgung zu etablieren. Bisher wurden im Rahmen des kostenlosen Testprogramms einige Dutzend Patienten behandelt. Synyi AI sammelt während dieser Phase Diagnosedaten, die den saudischen Behörden zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Innerhalb der nächsten 18 Monate wird eine kommerzielle Nutzung angestrebt. Das Projekt ist Teil der "Vision 2030" Saudi-Arabiens, die eine umfassende technologische Modernisierung des Landes vorsieht.
Derzeit konzentriert sich "Dr. Hua" auf die Diagnose von etwa 30 Atemwegserkrankungen, darunter Asthma und Pharyngitis. Laut Synyi AI liegt die Fehlerrate der KI in Tests unter 0,3 Prozent.
KI-gestützte Diagnosesysteme sind ein globaler Trend. Auch Unternehmen wie Ada Health aus Berlin oder das US-amerikanische Unternehmen eMed (ehemals Babylon Health) arbeiten an ähnlichen Systemen zur Symptomanalyse und Diagnoseunterstützung. In China entwickelt beispielsweise Medlinker mit MedGPT ein vergleichbares Tool.
Synyi-Chef Zhang Shaodian sieht in der KI das Potenzial, die Effizienz im Gesundheitswesen deutlich zu steigern und Kosten zu senken. Er erwartet, dass KI in Zukunft Patienten direkt diagnostizieren und behandeln kann. Experten wie Ngiam Kee Yuan vom National University Hospital in Singapur äußern jedoch Skepsis und betonen, dass KI-Systeme bisher nicht das Niveau eines Hausarztes erreichen. Auch die Notwendigkeit klarer Regulierungen für medizinische KI wird hervorgehoben, um Sicherheit, Wirksamkeit und öffentliches Vertrauen zu gewährleisten.
Saudi-Arabien investiert massiv in digitale Gesundheitsinitiativen und positioniert sich als Testfeld für KI-Anwendungen im Gesundheitswesen. Die nationale KI-Strategie spielt dabei eine zentrale Rolle. Allerdings bestehen regulatorische Herausforderungen, die aus unklaren Zuständigkeiten zwischen verschiedenen Behörden resultieren. Dies führt zu Unsicherheiten und erschwert die Implementierung von KI-Lösungen im Gesundheitswesen.
Der Testlauf von Synyi AI ist Teil einer größeren Entwicklung, bei der chinesische Gesundheitsunternehmen im Nahen Osten expandieren. Auch Unternehmen wie die Shanghai Fosun Pharmaceutical Group und XtalPi Holdings sind in der Region aktiv. Für Synyi AI, das bereits mit über 800 Krankenhäusern und Kliniken in China kooperiert, ist Saudi-Arabien der erste Auslandsmarkt.
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