Die US-Handelsaufsicht FTC (Federal Trade Commission) hat ein Verfahren gegen Evolv Technologies, einen Anbieter von KI-gestützten Sicherheits-Screening-Systemen, wegen irreführender Werbepraktiken eingeleitet. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen Behauptungen von Evolv über die Leistungsfähigkeit seiner "Evolv Express"-Scanner, insbesondere in Bezug auf die Waffenerkennung.
Die FTC wirft Evolv vor, Kunden über die Fähigkeiten des Systems getäuscht zu haben. Evolv habe behauptet, die Scanner könnten Waffen zuverlässig erkennen und gleichzeitig harmlose Gegenstände ignorieren, ohne dass diese aus Taschen oder Behältnissen entfernt werden müssten. Diese Behauptungen, so die FTC, seien irreführend und nicht durch ausreichende Beweise gestützt.
Evolv bewirbt seine Scanner als KI-gestützte Alternative zu herkömmlichen Metalldetektoren und verspricht höhere Genauigkeit, Effizienz und Kosteneinsparungen. Das Unternehmen gibt an, über 800 Kunden weltweit zu haben, darunter Schulen, Stadien, Krankenhäuser und Freizeiteinrichtungen. Gerade im Schulbereich warb Evolv damit, zur Lösung des Waffenproblems beitragen zu können.
Die FTC-Beschwerde führt jedoch mehrere Fälle an, in denen die "Evolv Express"-Scanner Waffen nicht erkannt haben sollen. In einem Beispiel wird ein Vorfall aus dem Oktober 2022 beschrieben, bei dem ein 18 cm langes Messer durch den Scanner gelangte und später bei einer Auseinandersetzung an einer Schule verwendet wurde. Nach diesem Vorfall erhöhte die betroffene Schule die Empfindlichkeit des Scanners, was jedoch zu einer signifikanten Zunahme von Fehlalarmen führte.
Im Jahr 2023 führte Evolv eine neue, empfindlichere Einstellung ein, um die Messererkennung zu verbessern. Gleichzeitig räumte das Unternehmen ein, dass weiterhin Messer unerkannt bleiben könnten und mit einer höheren Fehlalarmrate zu rechnen sei. Evolv empfahl Schulen, zusätzliche Maßnahmen wie Förderbänder zu implementieren, um harmlose Gegenstände manuell auszusortieren - ein Vorgehen, das der Funktionsweise herkömmlicher Metalldetektoren ähnelt.
Die FTC argumentiert, dass die angepriesene KI-Technologie von Evolv in der Praxis nicht den Erwartungen entspricht und letztlich ähnlich wie ein Metalldetektor funktioniert. Ein wesentlicher Kritikpunkt sind die hohen Kosten der Evolv-Systeme, die das Fünffache der Kosten herkömmlicher Metalldetektoren betragen können.
Im Rahmen einer Einigung mit der FTC darf Evolv nun keine unbegründeten Behauptungen über die Waffenerkennungsfähigkeiten seiner Produkte mehr aufstellen. Dies betrifft Aussagen zur Genauigkeit, Effizienz und den Arbeitskosten im Vergleich zu herkömmlichen Metalldetektoren. Darüber hinaus dürfen keine unbelegten Aussagen über Testergebnisse oder die Funktionsweise der KI-Technologie gemacht werden.
Die Einigung sieht auch vor, dass bestimmte Schulen, die Verträge mit Evolv abgeschlossen haben, diese vorzeitig kündigen können. Evolv bestreitet jegliche Fehlverhalten und betont, dass die FTC die grundsätzliche Wirksamkeit der Technologie nicht infrage gestellt habe.
Bibliogarphie:
- Heise online: US-Aufsicht: FTC geht gegen "KI-Waffenerkennungsspezialisten" Evolv vor. [https://www.heise.de/news/US-Aufsicht-FTC-geht-gegen-KI-Waffenerkennungsspezialisten-Evolv-vor-10193079.html](https://www.heise.de/news/US-Aufsicht-FTC-geht-gegen-KI-Waffenerkennungsspezialisten-Evolv-vor-10193079.html)
- Investing.com: Evolv-Aktien schwanken aufgrund von FTC-Untersuchung zu KI-gestützten Systemen. [https://de.investing.com/news/stock-market-news/evolvaktien-schwanken-aufgrund-von-ftcuntersuchung-zu-kigestutzten-systemen-93CH-2792622](https://de.investing.com/news/stock-market-news/evolvaktien-schwanken-aufgrund-von-ftcuntersuchung-zu-kigestutzten-systemen-93CH-2792622)
- Heise Newsticker: [https://www.heise.de/newsticker/?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.heise.de%2Fnewsticker%2F&wt_t=1525305600070](https://www.heise.de/newsticker/?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.heise.de%2Fnewsticker%2F&wt_t=1525305600070)