Vor drei Monaten wurde im niederbayerischen Essenbach die erste von künstlicher Intelligenz gesteuerte Ampel in Betrieb genommen. Mit hohen Erwartungen und unter großem Medieninteresse wurde die „Ampel der Zukunft“ von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) eingeweiht. Ziel des Projekts ist es, den Verkehr effizienter zu regeln und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.
Die Ampel nutzt verschiedene Technologien, um den Verkehrsfluss zu steuern. Dazu gehören Sensoren, die Bewegungsmuster von Fußgängern und Radfahrern erkennen, sowie Kameras, die den Verkehr auf den Straßen überwachen. Die künstliche Intelligenz passt die Schaltzeiten der Ampel dynamisch an die aktuelle Verkehrslage an. Doch genau diese Funktion sorgt derzeit für Unmut unter den Autofahrern.
Die Bewohner von Essenbach sind enttäuscht und frustriert über die neue Technologie. Viele Autofahrer beklagen, dass die Grünphasen zu kurz seien und die Hauptstraße bevorzugt werde, selbst wenn dort keine Fahrzeuge fahren. In den Seitenstraßen hingegen komme es zu langen Wartezeiten und Staus. Einige Anwohner haben begonnen, die Kreuzung zu meiden und alternative Routen zu nehmen, um den Verzögerungen aus dem Weg zu gehen.
Bürgermeister Dieter Neubauer (CSU) berichtet von zahlreichen Beschwerden über die Ampel. Ein Anwohner kommentierte: „Wenn diese Ampel intelligent ist, dann bin ich ein Genie.“ Ein anderer fügte hinzu: „Man steht gefühlt eine Ewigkeit, obwohl auf der Hauptstraße keine Autos fahren.“ Solche Äußerungen spiegeln die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung wider.
Stephan Stroh, Leiter des Verkehrsmanagements der Landesbaudirektion Bayern, verteidigt das Projekt. Er betont, dass die KI-Ampel darauf ausgelegt sei, die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern zu erhöhen. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass wir vulnerable Gruppen schützen“, erklärt Stroh. Die Ampel erkenne unterschiedliche Bewegungsmuster und passe die Grünphasen entsprechend an. So wird die Grünphase für Fußgänger verlängert, bis sie die Straße vollständig überquert haben.
Die Ampel steuert derzeit nur den Verkehr von Fußgängern, Radfahrern und Einsatzfahrzeugen. Autos und Lkw sind davon ausgenommen, da eine vollständige Steuerung durch KI rechtlich nicht abgesichert ist. Die Ampel nutzt bewährte Systeme wie Kameraerfassung und vordefinierte Schaltprogramme, um den Verkehr zu regeln.
Das Pilotprojekt ist vorerst auf ein Jahr angelegt. Nach dieser Zeit soll eine umfassende Bewertung erfolgen, um zu entscheiden, ob die Technologie weiter verwendet oder angepasst wird. Stroh betont, dass die KI-Ampel noch Zeit brauche, um dazuzulernen und ihre volle Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Die Einführung der KI-Ampel in Essenbach hat hohe Erwartungen geweckt, aber auch großen Frust verursacht. Während die Technologie auf die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern abzielt, fühlen sich Autofahrer benachteiligt. Ob das Projekt letztlich als Erfolg gewertet wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass technologische Innovationen immer wieder auf Herausforderungen stoßen und Anpassungen benötigen, um den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer gerecht zu werden.